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Regionale Apfelsorten in Nordschwaben

Von den über 2.500 in Deutschland bekannten Obstsorten sind nur wenige Dutzend überregional, bzw. bis ins benachbarte Ausland verbreitet worden. Viele Apfel- und Birnensorten, im Fränkischen bei Forchheim auch Kirschsorten, sind nur innerhalb ihrer Landkreise, teils auch nur in wenigen Orten verbreitet gewesen.

Diese reginalen Sorten sind oft durch Zufallsfunde in Klosteranlagen oder an den Feldrändern der Landwirte entstanden. Erwies sich ein gefundener Apfel- oder Birnensämling als anbauwürdig, so wurde er weiterveredelt und mit einem Namen bedacht. Krankheitsanfällige oder an das regionale Klima nicht angepasste Pflanzen wurden ausgesiebt und verschwanden, chemischen Pflanzenschutz gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Für jeden Verwendungszweck, sei es für den Rohgenuss, zum Lagern, Dörren, Saften und Mosten, zum Backen und zur Musbereitung gab und gibt es die am besten geeignete Obstsorte.

Durch die Verbesserung der Lebensumstände in den letzen Jahrzehnten hat der Obstananbau im eigenen Garten leider an Bedeutung verloren. Heutzutage kann gutes Obst das ganze Jahr in gleich bleibender Qualität gekauft werden, Most wird kaum noch getrunken und selbst beim Apfelsaft entscheidet nicht die Herkunft, sondern der Preis, ob er gekauft und getrunken wird.

Umso weniger verwundert es, dass in den letzten Jahrzehnten keine Most-, Dörr- oder Kochbirnen mehr gepflanzt wurden. Auch reine Most- und Saftäpfel sind mittlerweile nicht mehr gefragt.

Ein Aussterben dieser oft landschaftsprägenden Bäume ist in den kommenden Jahrzehnten leider zu befürchten

Deshalb möchten wir uns an dieser Stelle auf einige Apfelsorten aufmerksam machen, die entweder in unserer Region entstanden sind oder hier ihr letztes Refugium gefunden haben. Allesamt sind sie es Wert, erhalten zu werden und wieder eine weitere Verbreitung auf jungen Beinen zu erfahren.

Erfahren Sie mehr über folgende Apfelsorten der Region:

Entstehung: Deutschland, vermutlich 18. Jahrhundert oder früher
Beschreibung: 1806 bei Diel
1854 und 1889 nochmals erwähnt
1828 erwähnt in der Sortenliste einer Hamburger Baumschule
Verbreitung: deutschlandweit und auch in Frankreich als "Calvill aromatique"
Reifezeit: Mitte September, haltbar bis Anfang November
Beschreibung: großer, abgestumpft eiförmiger, ungleichmäßig gebauter Apfel, Rippen kantig und ungleichmäßig über die Frucht laufend. Schale etwas fettig, grünlichgelb, später trüb goldgelb, Sonnenseite karmesinrot und kräftig
gestreift, Schalenpunkte fein, gelblichbraun; Geruch deutlich, Fruchtfleisch gelblichweiß, unter der Schale und an den Gefäßbündeln manchmal leicht gerötet; ziemlich fein, balsamartig gewürzt, milde Säure bei stärkerem Zuckergehalt
Aktuell: deutschlandweit bekannt sind nur noch drei Altbäume in Ried bei Monheim und ein neu gepflanzter Baum in der Obstarche bei Spielberg

Dies ist kein Bild des Hürther Apfels. Dies folgt in Kürze.

Entstehung: auf Gut Hürth in Dietfurt bei Treuchtlingen in den 1920er Jahren
Reifezeit: November – Februar
Frucht: mittelgroß bis groß, Fleisch gelblich-weiß, fest, saftig, süßsäuerlich, gering aromatisch
Verwendung: Haushalt (Backen), Wirtschaft (Keltern)
Allgemein: Baum robust, Ertrag früh, regelmäßig und reichlich, Früchte gering anfällig für Schorf

Synonyme: Herbststreifling, Winterstreifling, Stroimel, Rotstreifling (in Teilen Frankens)
Herkunft: Nordschwaben (vermutlich im Kesseltal)
Reifezeit: September - Ende Oktober
Frucht: mittelgroß, 60 - 70 mm hoch, 70 - 90 mm breit, 150 - 250 g schwer
Fruchtfleisch: cremefarben, schnell bräunend, wenig säuerlich. Für Frischverzehr und Apfelmus, zum Saften geeignet, ab Oktober schnell mürbe werdend
Form: kugelförmig abgeflacht, oft ungleichhälftig
Schale: matt, leicht fettend, Grundfarbe zunächst grün, später gelblich, Deckfarbe hell- bis blutrot mit einer Vielzahl von roten Streifen, welche auch unterbrochen sein können, vereinzelt kommen auch gänzlich rote Exemplare vor, Deckfarbe 70 - 100%, auf der Schattenseite viele kleine Lentizellen, sonnenseits oft hell umhöft
Stiel: kurz, 0,5 - 1 cm lang, mitteldick und bräunlich
Stielgrube: mitteltief bis tief und eng bis mittelweit, feinschuppig berostet
Kelch: Kelchgrube mitteltief, Kelch halb bis ganz geöffnet, mittelgroße, an der Basis grüne und voneinander getrennte Kelchblätter, Kelchhöhle klein und trichterförmig
Kernhaus: klein, mittig, Achse hohl, gegen Kammern geschlossen, Kammern mittelgroß, breit rundliche, kastanienfarbige mittelgroße Kerne

Dies ist kein Bild des Leitheimer Streiflings. Dies folgt in Kürze.

Entstehung: vermutlich Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts durch Herrn Grob in Leitheim, alsbald auch in die Zisterzienserabtei nach Kaisheim verpflanzt
Beschreibung: 1806 bei Diel in seinem Werk "Versuch einer systematischen Beschreibung in Deutschland vorhandener Kernostsorten" 1827, 1836, 1841 und 1889 erneut in der Literatur erwähnt und deuschlandweit verbreitet
Verbreitung: früher in weiten Teilen Europas verbreitet, aktuell im Landkreis ein Altbaum in Leitheim bekannt
Beschreibung: mittelgroß, abgestumpft eiförmig, oft ungleichmäßig gebaut, Schale zur Reifezeit unterschiedlich stark gerötet und gestreift.
Schalenpunkte sehr fein und in der Rötung durch den gelblichen Hof erkennbar.
Fruchtfleisch weiß, fein wenig saftig, etwas gewürzt, verherrschende Säure bei ausreichendem Zuckergehalt
Allgemein: Baum robust, Ertrag früh, regelmäßig und reichlich, Früchte gering anfällig für Schorf